Gestern hatte ich eine mit sicherlich seltene Gelegenheit: Eine Podiumsdiskussion mit einer Bundesminsterin. Einer eloquenten und wie ich finde klaren und beeindruckenden Persönlichkeit dazu: Bundesverteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen.
Es ging um ein geliebtes und gleichzeitig gehasstes deutsches Thema: Frauen in Führungspositionen. Und bevor die ersten Aufschreie erfolgen: Es war keine Quotendiskussion sondern – Gott sei Dank – eine über Haltungen, Rollenbilder und praktischen Möglichkeiten zwischen Politik und Wirtschaft was getan werden kann, um das Potenzial beider Geschlechter bestmöglichst zu nutzen.
Hier meine wesentlichen Thesen / Aussagen nochmal zusammengefasst:
1. Wir brauchen diese Diskussion, weil Sie uns vor Augen führt, wie wir mit Unterschiedlichkeiten ganz grundsätzlich umgehen. Alles was neu, unbekannt oder eine Minderheit darstellt macht was mit uns Menschen. Ablehnung, Unsicherheit, Ignoranz. Damit ist die Dimension „Geschlecht“ exemplarisch für vieles andere: Alter, Nationalitäten und ganz aktuell: Flüchtlinge.
2. Zentrale Herausforderungen bei der Diskussion dieses Themas sind m. E. dabei drei Aspekte: Frauen, Männer, Kinder!.
3. Frauen. weil Sie auch wollen müssen und wenn Sie wollen, sich auch aktiv melden müssen. Steht auf, zeigt, das ihr wollt und könnt und wartet nicht, bis jemand auf Euch zukommt. Aber seid Euch bewusst, das es auch Arbeit ist und ggf. Verzicht bedeutet. Und ja: Ein Mentor oder noch besser Sponsor in einem Unternehmen hilft – keine Frage!
4a. Männer. Wir können das finden wie wir wollen, aber wir müssen bei der Diskussion zwei Dinge beachten: a) Es ist eine männerdominierte Gesellschaft und Frauen müssen sich demnach ein stückweit auch daran anpassen und b) wir müssen die Männer aktiv in den Dialog über dieses Thema einbeziehen. Frauenförderprogramme, Frauennetzwerke bringen für sich genommen rein gar nichts, außer das Risiko in einen kollektiven Leidensclub zu verkommen. Männer müssen einbezogen und mitgenommen werden.
4b. Männer. Und zwar als Partner. Der Partner muss die Karriere-Entscheidung unterstützen.
5. Kinder. Ja, Unternehmen können und sollten helfen Rahmenbedingungen zu schaffen, die keine „Entweder-Oder“ Entscheidungen abverlangen. Aber die Situationen können so unterschiedlich sein, das auch hier zunehmend individuelle Lösungen gesucht werden müssen. Die großen Unternehmen können sich KITAs und Kinderferienfreizeiten leisten, aber der breite Mittelstand nicht. Aber mit Wertschätzung und aufrichtigem Interesse für diese Herausforderungen Lösungen zu finden, lässt sich auch hier helfen.
6. Rollenmodelle: Frauen und Männer sind unterschiedlich: Biologisch, Neurologisch, Chemisch. Ja wir sind anders, aber das ist keine Gefahr, sondern Chance. Aber wir müssen lernen uns zu verstehen und uns zuzuhören. Und wir müssen lernen alte Rollenmodelle und Denkmuster loszulassen in denen gerade wir in Westdeutschland noch verhaftet sind. Lernen wir das es viele Lebenskonzepte gibt und nicht die, die wir gelernt haben, gelebt haben automatisch jene sind, die richtiger sind als andere. Lernen wir da auch von unseren internationalen Kollegen (Russland/Ukraine/Litauen: Frauen in Führungspositionen: 50%).
Im Übrigen: Wir haben gar keine andere Wahl. Wir werden älter, wir werden internationaler, wir werden weniger. Wir brauchen das Potenzial der vollen Erwerbsbevölkerung und können nicht per se 50% außer Acht lassen. Das ist leichtsinnig und blöd zugleich.
Lassen wir den Artikel mit meinem Zitat von dem Abend schließen: „Führung hat kein Geschlecht. Führung hat Persönlichkeit!“ und mit einem Selfie zum Abschluss.